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Warum eigentlich fast (noch) nichts klimaneutral ist

Wer kennt es nicht? Gefühlt jedes 3. Produkt beim Einkaufen schreit “Ich bin klimaneutral!”.

Manchmal ohne Beweis, manchmal mit Label. So oder so ist es ein gefährliches Spiel.

Aber warum? Und was heißt klimaneutral eigentlich?

Die Definition: “Klimaneutral sind Unternehmen, Prozesse und Produkte, deren CO2-Emissionen berechnet und durch international anerkannte Klimaschutzprojekte ausgeglichen wurden.”

Wenn nach derzeitigem Stand ein Produkt als “klimaneutral” beworben wird, heißt das nicht, dass im gesamten Herstellprozess keine Emissionen entstehen. 

Was stattdessen oft dahinter steckt (ob beabsichtigt oder unbeabsichtigt sei jetzt dahingestellt):

  • Ein Teil des Produktionsprozesse ist CO2-neutral, weil die Energie für diesen Teilprozess aus erneuerbarer Energie stammt. Die anderen Teile der Produktion haben wir vernachlässigt.
  • In der Berechnung der Emissionen bei der Herstellung des Produktes, haben wir einfach nur ein paar Prozesse betrachtet und sicher nicht die ganze Herstellung.
  • Wir haben in der Berechnung die Emissionen einfach einem anderen Produkt angerechnet, deshalb ist das beworbene Produkt auf einmal „emissionsfrei“.
  • Wir haben nicht wirklich am Produktionsprozess oder der Wertschöpfungskette etwas geändert, aber für die entstandenen Emissionen einfach irgendwelche Zertifikate eingekauft.

Grundsätzlich ist es aus meiner Sicht eine gute Sache, dass sich die Unternehmen damit auseinandersetzen, wie sie einen Beitrag zum Klimaschutz leisten.

ABER: mit dem Jonglieren und verschieben von ein paar Zahlen und dem Kauf von Zertifikaten ist es einfach nicht getan.

Denn, was passiert, wenn ich mir ein Zertifikat kaufe?

Irgendwo anders wird z.B. durch Waldschutz, Aufforstung oder den Ausbau erneuerbarer Energien ein Beitrag geleistet. Das kann aber auch, überspitzt gesagt, bedeuten, das irgendjemand irgendwo verspricht, dass er seinen Wald nicht abholzt, wenn man ein Zertifikat kauft, sondern ihn stattdessen stehen lässt und damit die Emissionen vermeidet, die durch die Abholzung entstehen würden.

Natürlich gibt es unter den Zertifikaten auch eine große Bandbreite an Zertifikaten, bei denen auch einige tolle Projekte dabei sind. International gesehen wurde allerdings in einer Recherche von Die Zeit und The Guardian festgestellt, dass über 90% der Projekte des größten Anbieters von CO2-Zertifikaten wertlos sind.

Was kann man nun als Unternehmen tun?

Klimaschutz ernst nehmen! Eine ehrlich Bilanz über die gesamte Wertschöpfungskette machen, Emissionen weitestgehend reduzieren. Und wenn Zertifikate notwendig sind, im besten Fall auf regionale Projekte setzen. Hier kann man sich vor Ort überzeugen, was tatsächlich mit der Investition passiert. 

Ist euch der Begriff “klimaneutral” schon in Werbungen begegnet?

Quellen: https://www.climatepartner.com/de/news-insights/glossar/klimaneutral 

https://www.klimareporter.de/international/der-grosse-schwindel-mit-den-co2-zertifikaten

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