Da bin ich doch in einen der typischen Abwehrmechanismen beim Klimaschutz getappt und habe es nicht mal gemerkt…
In den letzten Monaten habe ich mich unter anderem auch viel mit Klimapsychologie & -kommunikation beschäftigt und es hat mich total gepackt. Mir hilft das Hintergrundwissen sehr, um zu verstehen, warum wir alle so auf diese bedrohliche Situation durch die Erderhitzung reagieren oder eben auch nicht reagieren.
Nachdem ich ja darüber Bescheid weiß, war ich der Meinung, mir kann das nicht mehr passieren, dass ich mich unbewusst vom Klimawandel distanziere.
Bis letzten Sonntag bei meiner Laufrunde.
Ich bin keine großartige Läuferin, aber ich laufe regelmäßig immer wieder kleine Runden. Das hilft mir nach dem vielen Sitzen den Kopf wieder etwas frei zu bekommen und natürlich tut die Bewegung gut.
Der Laufsport ist für mich deshalb reizvoll, weil er so unkompliziert ist und die Überwindung daher so gering. Egal wann und wo, einfach Laufschuhe, irgendeine Funktionskleidung, bestenfalls eine Pulsuhr und los geht es.
Als ich dann zur Mittagszeit in der brütenden Hitze meine Runde gedreht habe, ist mir aufgefallen, dass ich mit Hitze beim Sport überhaupt nicht klar komme.
Und da kam mir die Erkenntnis: ich habe mir ewig eingeredet, dass wir hier in Österreich und ich am Stadtrand von Graz vom Klimawandel kaum betroffen sein werden. Dass es für mich im Alltag in absehbarer Zeit nicht übermäßige Veränderungen durch die Klimawandelfolgen geben wird.
Beim Lauf in brütender Hitze und mit glühenden Kopf war mir dann auf einmal so richtig bewusst, dass das einfach nicht stimmt. Das Unkomplizierte am Laufen und die Möglichkeit, diesen Sport jederzeit ausüben zu können, wird sich verändern. Es wird in Zukunft an einigen Tagen (und offenbar auch jetzt schon) notwendig sein, dass ich mir genau einteile, wann ich raus gehe, damit ich meinen Körper durch die extreme Hitz nicht schade .
Diese Erkenntnis hat mich wieder daran erinnert, dass der Klimawandel kein weit entferntes, abstraktes Phänomen ist, sondern schon lange stattfindet.
Auch wenn es unbequem ist, ist es notwendig, zu verstehen:
▶ Der Klimawandel findet jetzt statt.
▶ Der Klimawandel zeigt sich auch hier.
▶ Der Klimawandel trifft uns unabhängig von unserer wirtschaftlichen Lage.
Erst wenn wir uns dieser Wahrheit stellen, können wir der Herausforderung gemeinsam begegnen.
Als mir die Auswirkung auf meinen Alltag bewusst wurde, war ich zuerst in einer kurzen Schockstarre und leichte Verzweiflung hat sich breit gemacht.
Dann habe ich mich wieder daran erinnert, dass aufgeben keine Option ist und ich meine Energie dafür nutzen werde, mich noch mehr für Klimaschutz einzusetzen und meinen Teil dazu beitragen, eine nachhaltige Zukunft mitzugestalten.
